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Funde v. Kloster

Funde am Kloster St. Jobst bei Allersdorf

Lageplan klein 1_edited

Zeichnung der alten Wegführung von Erwin Hermann 1972

Quelle “Fränkischer Heimatbote” 8. Jahrgang, Nr. 10-1975
Monatsbeilage des “Nordbayerischen Kurier”

Die folgenden Bemerkungen sind vorläufiger Bericht und kurze Information über die bisherigen Ergebnisse der Notgrabung im Gelände des ehemaligen Klosters St. Jobst gedacht.
Zunächst zur Geschichte des Klosters:
Markgraf Friedrich IV. beschloß zu Beginn des 16. Jahrhunderts auf der Höhe zwischen Allersdorf und Nemmersdorf ein Franziskanerkloster zu errichten.
1506 wurde durch ein Breve Papst Julius II. die Genehmigung zu diesem Vorhaben erteilt:
1513 konnte das Kloster eingeweiht werden. Der Stiftsbrief des Markgrafen datiert vom 24.04.1514: er wurde bereits 1749 von S. W. Oetter veröffentlicht (vergl. Literaturverzeichnis am Schluß). Der Stiftsbrief beurkundet die Übergabe der Ländereien um das Kloster an die Minoriten und setzt eine Terminei fest, also einen Bettelbezirk, der sich über die Ämter Kulmbach, Bayreuth, Wunsiedel, Creußen, Pegnitz, Goldkronach, Berneck, Gefrees, Wirsberg, Stein, Kasendorf und Wonsees erstreckte. Ferner wurden Zuwendungen an das Kloster in Form von Holz- und Fischlieferungen festgesetzt. Das Kloster wurde von zehn Mönchen aus dem Franziskanerkonvent in Hof besiedelt.

Die Anlage hatte nur kurzen Bestand: denn nach der Durchsetzung der Reformation in der Markgrafschaft wurde es 1529 säkularisiet und aufgehoben. Die Kirchenkleinodien, also Meßgefäße und Meßgewänder, wurden zuerst nach Bayreuth, dann 1530 auf die Plassenburg gebracht und eingeschmolzen. Die Klosterbibliothek verblieb im Bayreuther Rathaus und wurde 1794 an die Universitätsbibliothek Erlangen  abgegeben. Die leeren Klostergebäude wurden im Mrkgräflerkrieg zerstört und dienten in den folgenden Jahrhunderten als Steinbruch; so sollen die Friedhofsmauern von Nemmersdorf und St. Johannis, Bauernhäuser und der keller des Gasthauses in Allersdorf ( links neben dem Haus im Erdboden) aus Steinen von St. Jobst erbaut worden sein.

Wallfahrtskapelle als Vorläuferanlage

Ein nur 15 Jahre bestehendes Kloster wäre nun nicht sonderlich interesant. Von großem Interesse sind aber die Vorgängerbauten an der Stelle des Klosters. Es mutet ja von vornherein merkwürdig an, dass da ein Bettelordenkonvent mitten ins freie Feld gestellt wurde, relativ weit von jeder menschlichen Ansiedlung entfernt. Das widerspricht jeglicher Gewohnheit bei den Minoriten, die ja ihren Lebensunterhalt durch betteln verdienen mußten, also auf Siedlungen angewiesen waren. Und in der Tat gibt es Nachrichten über Vorläuferanlagen auf der Stelle des Klosters. So wird 1430 beim Einfall der Hussiten in Oberfranken ebendort auf der Höhe eine  dem heiligen Jodocus geweihte Kapelle niedergebrannt. Bei dieser Kapelle, deren Entstehungszeit uns unbekannt ist, hatte sich auch eine Wallfahrt entwickelt, die anscheinend auf den angenommenen Heilkräften eines dort befindlichen Brunnens beruhte. So werden auch Gebäude bei der Kapelle erwähnt, die 1430 zum Teil wohl nicht abbrannten.

1506, also vor der errichtung des eigentlichen Klosters, beauftragte der Markgraf den Gotteshausmeister zu St. Jobst, wegen der Wallfahrer eines oder mehrere Wirtshäuser zu errichten - es sind damals dort schon Leute haupfberuflich mit der Wallfahrt befaßt gewesen. Das bedeutet, daß das Kloster zu berets vorhandenen Gebäulichkeiten hinzugefügt wurde; die Zerstörung von 1430 hat die Wallfahrten nach St. Jobst nicht zum Erliegen gebracht. Offenbar wurden aus dem Umland feste, jährlich wiederholte Wallfahrten nach St. Jobst durchgeführt; darauf könnte der St. Jobstweg bei Himmelkron hinweisen. Wann nun diese Wallfahrt begonnen hat, können wir mangels Quellenzeugnissen nicht sagen,; wir werden aber kaum fehlgehen, wenn wir die religiös erregte und fiebrige Zeit der großen Pest, der Juderverfolgungen, der Flagallanten. Damals sind zahlreiche Wallfahrten in Deutschland entstanden.

Die Stätte des Klosters befindet sich an einem Kreuzweg. 1823 wurde bei zufälligen Grabungen ein Kellergewölbe mit einem Sandsteintrog als Wasserbehälter gefunden. Der Trog wurde herausgenommen und nach Pöllersdorf gebracht. Heute steht er (nach freundlicher Mitteilung von Herrn Ehmann) vor der Katholischen Kirche in Laineck. Bis vor kurzem war vom ehemaligen Kloster nur eine ca. 80 cm über das umgebende Ackerniveau aufragende Geländewelle sichtbar, übersät mit zahlreichen Kalkstein- und Ziegelsteinbruchstücken. Trotz mehrfacher Hinweise hatte das Landesamt für Denkmalschutz nie die erforderlichen Mittel, um eine ordnungsgemäße Grabung durchzuführen.

Notgrabung und Lufterkundung

Seit kurzer Zeit wird nun an dieser Stelle eine umfangreiche Anlage für die Bundeswehr gebaut. Damit war Eile geboten. Die Baggerarbeiten wurden nach Möglichkeit überwacht, wobei v. a. dem Archtekten Sticht, dem Konservator des Historischen Vereins, und Wiss. Assistenden Dr. Konrad zu danken ist. Für die rasche Bereitstellung von Mitteln für die Notgrabung sei Landrat Dr. Kohut und Direktor Ruckriegel von der Städtischen Sparkasse Bayreuth gedankt. Das Entgegenkommen des Finanzbauamtes Bayreuth, das den Bau leitet, und der beteiligten Firmen Zapf und Lindner und Böhner sei ebenfalls dankbar erwähnt. Der Bundesgrenzschutz stellte einen Hubschrauber zur Verfügung, so daß aus der Luft der Verlauf der Grundmauern, die Situation von bisher unbekannten Gebäuden und der Ort beider Quellen (außer dem “Heilbrunnen” ist noch eine weitere Quelle in der Nähe des Klosterareals) ausgemacht werden konnte.

S.W. Oeter schreibt in seiner Studie von 1749 über St. Jobst, das Kloster habe eine Erstreckung von 130 zu 104 Schuh gehabt, das wären ca 45 zu 35m. Die Grabungen und die Lufterkundung haben dieses Ausmaß für den Kernbereich bestätigt; allerdings kann damit nicht die Klosterkirche gemeint sein, die erheblich aus diesem Rahmen fällt. Außerdem gab es  neben dem eigenlichen Kloster noch sehr umfangreiche Gebäude, die wohl als Pilgerhäuser und Stallungen außerhalb der Klausur gedeutet werden müssen. Südlich des Bezirks, in Richtung zum Oschenberg hin, konnten aus der Luft die im unterschiedlichen Bewuchs sich abzeichnenden Grundmauern eines fast quatratischen kleinen Hauses von ca. 10Metern Seitenlänge entdeckt werden. Es könnte sich hierbei um das bereits 1430 erwähnte  Haus des Kirchendieners handeln. Ferner wurden Gebäudegrundrisse von ca. 80 - 100m nördlich des Klosters(in Richtung Nemmersdorf) im freien Feld entdeckt, dabei auch zwei völlig kreisrunde Bewuchsstellen, die vorläufig nicht deutbar sind (vielleicht Zisternen?)

Zwei Kirchen im 16. Jahrhundert?

Was konnte nun bis jetzt durch die Grabung und die Bauarbeiten festgestellt werden?. Zunächst ist eine überraschend große Zahl von Grundmauerzügen zutage gekommen, so daß in Kürze ein partieller Plan des Klosters entworfen werden kann (eine ausführliche Veröffentlichung ist im nächsten Band des Archivs für Geschichte von Oberfranken” geplant). Überraschend ist, daß die Kapelle, die nach der zerstörung von 1430 ja sicher wieder aufgebaut wurde, neben der neuen Klosterkirche von 1506 bis 1514 existierte, daß also auf dem Gelände im 16. Jahrhundert zwei Kirchen waren. Die Größe der Kaprlle konnte mit ca 16 mal 5m bestimmt werden, außerdem die Position des Kirchturms von 1,5 mal 1,5m Grundfläche. Die Fundamente der Kapelle wurden inzwischen für den Bau einer Straße weggeschoben. Etwa 15m von der Kapelle entfernt kamen nun noch die Fundamente der ungleich größeren Klosterkirche zutage, die mit ca. 42 mal 17m von beachtlicher Größe war. Die Klostergebäude bestanden zum großen Teil aus unbehauenen Kalksteinen. Sandsteine wurden nur in geringer Anzahl verwendet; behauene Sandsteinblöcke gehören zu den Seltenheiten. Auch Ziegel hat man anscheinend wenig verwendet (außer für die Dachabdeckung) Einige spätmittelalterliche Ziegel, viel breiter im Verhältnis zur Dicke als die heutigen, konnten gefunden werden. Schiefer kommt nicht vor; auch Inschriften konnten bis jetzt nicht geborgen werden. Dagegen wurden bis jetzt ca. 60  Bruchstücke von gotischen Profilrippen, Teile einer großen Rundsäule, ein vierfach verzweigter Schlußstein (mit einem Steinmetzzeichen in Form von fünf paralellen, ca. 5cm langen Eintiefungen) und ein großer Sandsteinblock mit der  noch sichtbaren Grundierung einer Säule (Durchmesser an der Basis ca. 80cm) gefunden.; außerdem einige  schmälere Profilrippen, die vielleicht zu einer Fensterlaibung gehört haben. Die schön gearbeiteten Sandsteinrippen dürften auf die Bautätigkeit der Jahre 1506 - 14 zurückgehen. Dieser letzte Bau war also offensichtlich nicht anspruchslos und schmucklos.
Die Größe der Klosterkirche (die nach Sitte der Minoriten keinen Turm hatte (1), höchstens einen Dachreiter) und der Fund der großen Säule, die vor der Rundung des Chors zutage kam, legen es nahe, an eine zweischiffige Kirche zu denken mitverzweigter Zentralstütze vor dem Chorbogen. Archidekt Sticht verweist in diesem Zusammenhang auf Marktschorgast, und ferner ist auf andere franziskanerkirchen im südlichen Raum hinzuweisen. Auch die Minoritenbauten in Berchtesgaden und Salzburg haben Zentralsäulen vor dem Chor. In diesen Zusammenhängen gesehen, wäre der Bau von St. Jobst zwar aufsehenerregend, aber durchaus in die Zeit einzuordnen.

Im August wurde außerdem an zwei Stellen ein Kanal angeschnitten,, im Querschnitt rechteckig aus Kalksteinplatten gemauert, mit den Maßen ca. 0,40 mal 0,25m, der offenbar die Ableitung der beiden Brunnen darstellt. Da Ablagerungen im Kanalbett fehlten, kann kaum Schmutzwasser abgeleitet worden sein. Wine Unteruschung der Brunnen steht noch aus.

(1) In Wolf Kellers Landschaftsbild von 1531 ist ein Turm neben der Klosterkirche St. Jobst deutlich erkennbar(Hrsg.)

Brandschicht von 1430

Mitte August wurde auch eine Brandschicht angeschnitten, die vermutlich jene von 1430 ist. Die  Schicht ist etwa 10 bie 15 cm stark und liegt (bzw. lag) ca. 1.10m unter dem einstigen Ackerniveau und 50cm unter dem Estrichniveau des Klosters. Die Brandschicht beginnt etwa 80 cm außerhalb der Nordmauer der Kapelle und deckt sich im übrigen mit dem Kapellenstandort; das bedeutet, daß der Nachfolgebau der 1430 zerstörten Kapelle praktisch auf dem selben Fleck errichtet wurde wie die alte Kapelle. Unterhalb der Brandschicht steht ungestörter Lehm an; die von den Hussiten abgebrannte Kapelle ist also der erste Bau auf der Hochfläche gewesen. Die nördlich davon entstandene Klosterkirche hat selbstverständlich keine Brandschicht im Untergrund, dagegen fallen im gesamten Klosterbereich Schwärzungen partieller Natur und Verbreitung auf; hier könnte es sich um vergangene oder auch verbrannte Dachbalken etc. handeln.

Kloster sollte Quellwallfahrt betreuen

Die Zerstörung von 1430 beschränkt sich jedoch nur auf den engeren Kapellenbereich. Die Wallfahrt scheint darunter nicht gelitten zu haben, eher hat sie im Laufe der Zeit noch zugenommen. Und daraus erklärt sich auch der zunächst seltsam anmutende Entschluß des Landerherrn zur Klostergründung: Das Minoritenkloster wurde keineswegs in die “Wildnis” gestellt, fern jeder Siedlung, sondern die Franziskanerbrüder und -patres hatten die seit langem blühende Wallfahrt zu betreuen. Damit wurde ihnen eine genuine Aufgabe übertragen.
Es ist sicher bedauerlich, dass die Stätte des Klosters nicht erhalten werden konnte. Immerhin sehen wir aber jetzt erheblich klarer als früher, was die Abfolge der Bauten, die Grundrisse und v. a. die Klosterkirche anbelangt. Es handelte sich um die bauliche Ausstattung einer nicht unbedeutenden Quellwallfahrt (wie z. B. auch bei St. Ruprecht bei Obernsees, zu der “Heilquelle” bei Weidenberg im 17. Jahrhundert). Ein noch erhaltenes Mirakelbuch wird im AO ediert werden können. Dort wird auch ein umfangreicher Bericht über die Grabungsergebnisse erfolgen.

Literatur zu St. Jobst:

Aign C. : Das Kloster St. Jobst bei Bayreuth; in AO 23/3 1908, S. 170-185

Hermann F.: Bindlach und das frühere Kloster St. Jobst; Bayreuth 1908

Oetter S.W.: Sammlung verschiedener Nachrichten....
                  (darin : Kutze Nachricht von dem Kloster St. Jobst); Erlangen 1749

ders.: De memorabilibus bibliothecae monasterii S. Iodoci; Erlangen 1746

Pültz J.N.: Entwurf einer Geschichte von Nemmersdorf; 1852 (Manuskript im HV Bth.)

Scholler: Vom ehemaligen Kloster St. Jobst; o.J. (Manuskript im HV Bth.)

Spieß PH.E.: Aufklärungen in der Geschichte und Diplomatik; Bayreuth 1791

Denkwürdigkeiten aus Bayern, Teil V: 3 Klöster in den ehemals fürstlich bayreuthischen Landestheilen. 2. Franziskanerkloster zu St. Jobst (S. 113-115); in Kalender f. kathol. Christen, Sulzbach 1879

 

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neue Bilder der jetzigen Gedächtnisstätte

Kloster-Kirchenmauerreste3

Mauerreste der Klosterkirche ca. 17 x 42m

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