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Röhrenhof-it

Das Mineral Röhrenhof-it eine Besonderheit

Autor ist leider unbekannt ! Aus dem Stadtblatt von Bad-Berneck 1986

Die Nachsilbe”€It” sagt dem Kundigen, daß es sich um die Bezeichnung eines Minerals oder-- wie hier-- eines Gesteins handelt.
Namensgebend hierfür ist in der Tat das Dorf Röhrenhof, jetzt ein Ortsteil von Bad-Berneck

Damit gehört Röhrenhof zu ganz wenigen Örtlichkeiten, die für einen wissenschaftlichen Gesteinsnamen Pate gestanden haben.
Weltweit ist diese “Ehre†nur etwa 600 Lokalitäten zuteil geworden- eine tatsächlich sehr kleine Zahl, wenn man bedenkt, daß neben Landschaften (z.B. Odenit nach dem Odenwald) und Städten (Helsinkit) oft auch Einzelgehöfte zur Schaffung einer petrologischen Bezeichnung herangezogen wurden (allein aus Norwegen nach 6 Höfen; Fenit, Sävit, Damkjerit, Kjelsazit, Husebyt).
Gesteine nannte man auch nach Flüssen (z.B. Yukonit) und besonders oft natürlich nach Bergen (Ortlerit, Vesuvit).
In Oberfranken kann nur noch Marktredwitz den Ruhm für sich buchen, in die wissenschaftliche Nomenklatur eingegangen zu sein (Redwizit, ein graues Tiefengestein, das im Dreieck Lorenzenreuth - Arzberg - Thiersheim ansteht).

Es muss sich schon um etwas besonderes handeln, wenn man sich für einen Lokalnamen entschließt, denn die überwiegende Mehrheit aller in Orten und Landschaften , an Bergen und Flüssen vorkommende Gesteine lassen sich bequem in die 100 Hauptbezeichnungen von Gesteinen einordnen, also Granit, Gneis, Diabas, Serpentinit, Schiefer usw.
Diese fünf Gesteinsarten treten  auch in unmittelbaren Nähen von Bad-Berneck auf, aber nach ihnen schaut der Fachmann längst nicht so interessiert  aus wie nach Röhrenhofit.
Während das ganze Fichtelgebirge aus Granit und die sogenannte Münchberger Platte aus Gneis besteht, bildet Diabas die imposantesten Berge beidseits des Ölschnitztales (wo er ja rege abgebaut wird)
An der Ortsausfahrt Richtung Autobahn liegt der Diabas sogar auf Gneis auf, von dem früher noch herrliche Faltungsbilder sehen konnte.
Das Gebiet der sogenannten Mainleite, also  der Hang nördlich der B 303 zwischen Frankenhammer und Hinterröhrenhof gehört zur Randzone der Münchberger Masse, die dann, von Wirsberg kommend, über Gefrees, Zell, Schwarzenbach bis Rehau weiter zieht.
Diese Randzone aus merkwürdigen und sonst ziemlich seltenen Gesteinsarten, die anläßlich der Hebung  der Münchberger Gneismasse aus großer Tiefe herausgequetscht wurden.
Dass  uns jetzt interessierende Gebiet um Röhrenhof ist dabei etwas ins Abseits geraten und schmiegt sich an den in Fachkreisen berühmt gewordenen Bernecker Zipfel der Münchberger Masse, der besonders auf der Geologischen Karte sofort auffällt   und die Scheitelstelle von Bad-Berneck zwischen Frankenwald, Fichtelgebirge und Münchberger Masse zeigt.

Vom Hauptmaterial der Randzone, den dunkelgrünen Serpentiniten und Chloritschiefern, ist heute oberflächlich nicht mehr viel zu sehen.
Große Aufschlüsse davon kann man in Wirsberg (wo Bergwerke nach Kupfer und Talkum darin lagern), am Haldberg bei Zell (wo Serpentinit bis vor kurzem gefördert wurde, in Schwarzenbach/ Saale (wo Talkum heute noch gewonnen wird) und in Wurlitz bei Rehau studieren (wo ein rießiger Schotterbruch betrieben wird)   
Am Steilhang nördlich Vorder-Röhrenhof, unmittelbar nach der Bahnunterführung, trifft man auf die Kuhle einem ehemaligen einen Steinbruch. 
Er mag früher dem bäuerlichen Wegebau gedient haben und ist sicherlich schon lange vor dem 2. Weltkrieg stillgelegt worden.
Wenn man den kurzen Hangaufstieg dieses flache Loch am Steilhang erreicht hat, sieht man bereits viele lose Brocken von graugrünem Serpentin umherliegen. Wer länger verweilt und sich die Trümmer genau ansieht, entdeckt ein Gestein von völlig anderer Beschaffenheit, eben den Röhrenhofit.
Früher mag er wohl als fester Fels angestanden sein, aber Verwitterung, Überwachsung und wohl auch Bergung durch Forscher und Sammler haben ihn sehr rar gemacht.

Röhrenhofit gehört zu den sogenannten Metabasiten, das sind Umwandungsgesteine  (Metmophiten) mit  dem geringsten Gehalt an Kieselsäure. Es stellt sich hier eine ganz eigenartige Mineralkombination ein, die an fast als Irrtum der Natur bezeichnen möchte, weil die beiden Bestandteile Biotit und Antigorit sonst nie miteinander vergesellschaftet sind und ebenso wenig zusamen passen wie beispielsweise Salzheringe und Himbeerpudding.

Biotit, eine Varietät von Glimmer ist gewöhnlich tiefschwarz , hier aber bronzebraun,  jedoch deutlich kleinschuppiger.

Antigorit erkennt mann an der bläulich grünen Färbung   Beide Komponenten sind im cm-Mosaik miteinander   verwachen wobei der Antigorit mehr putzenartig und der Biotit mehr schlierig erscheinen. In wissenschaftlichen Sammlungen finden sich noch tiefschwarze, hervorragend polierfähige, frische Röhenhofit-stücke.
Heute dürfte so etwas kaum  mehr anzutreffen sein. Der unfrische Röhrenhofit, wie wir ihn eben beschrieben, unterlag auch der mechanischen Verwitterung, d. h. er ist stark zerklüftet und bröselig; oft zerfällt er schon nach einem vorsichtigen Hammerschlag. Daher kann man Belegstücke davon nur unter Anwendung allerlei Raffinesse aufsägen, schneiden oder gar polieren. Die Staatliche Fachschule in Wunsiedel, deren Studenten diesen Aufschluß regelmäßig aufsuchen, haben dies versucht und der Stadtverwaltung von Bad-Berneck ein Stück jenes merkwürdigen Gesteins aus ihrer Gemarkung zur Verfügung gestellt.

überhaupt zieht der Röhrenhofit Aufschluß immer wieder Forscher, Studiengruppen und vereinzelt auch Hobbygeologen an. Wahrscheinlich konnten sich die meisten Einwohner von Röhrenhof nicht vorstellen, was die Fremden an dem scheinbar belanglosen Steilhang suchen.

Unser kleiner Aufsatz hat dieses Geheimnis nun gelüftet und gezeigt, daß es doch noch kleine Merkwürdigkeiten in unserer Umgebung oder Nachbarschaft gibt.