Johann Wilhelm Kretschmann (1702-1758)Quelle Dr.B.Frobel
Der Apothekerssohn wuchs in Hof auf dem Gut Stelzenhof auf; dieses finden wir heute noch versteckt zwischen Frankenpost und Gefängnis und war ja auch noch bis vor einigen Jahrzehnten eine Oase in der Natur. So begann er schon als Junge zu sammeln, ging dann auf das Hofer Gymnasium, studierte nach dem frühen Tod seines Vaters in Leipzig Pharmazie und dann in Erfurt Medizin. Er praktizierte als Arzt in Hof, wurde 1729 schon Bezirksarzt der Landeshauptmannschaft und schließlich Ratsherr und Bürgermeister von Hof. Kretschmann hatte inzwischen schon eine große Sammlung, hauptsächlich von Erzmineralien, kannte auch alle alten Bergwerke und was darüber geschrieben worden war. Auf Grund dieser überragenden Kenntnisse holte ihn Markgraf Friedrich 1737 als Hochfürstlich-Brandenburgischen Bergrat nach Bayreuth; er sollte das Bergwesen wieder neu beleben. Seine Vorschläge waren sehr vernünftig, wurden aber von den Bayreuther Beamten oft hintertrieben und nicht an den Markgrafen weitergeleitet. So lagen große Bestellungen auf den berühmten Marmor unserer Gegend vor. Kretschmann wollte zum Schneiden und Schleifen eine große, mit Wasserkraft der Saale betriebene Fabrik bauen - die viel kleinere Marmormühle in Naila wurde erst zwanzig Jahre später gegründet. Die Marmorblöcke wurden aber weiterhin mit Ochsenkarren zum Zuchthaus in Bayreuth geschafft, dort gesägt und mit der Hand geschliffen. Es blieb bei dieser Monopolstellung. So resignierte Kretschmann 1740, sicher nicht aus Gesundheitsgründen, wie er angab, sondern aus verärgerung. In den folgenden beiden Jahren vollbrachte er aber eine für uns heute noch wichtige Großtat; Er schrieb z.T. selbst alles zusammen, was er aus den alten Schriften und eigener Kenntnis wußte, es wurden 32040 (!) Seiten in Oktavformat, in drei Schweinslederbänden zusammengefaßt. Die “Berg Historia Brandenburg Bayreuth 1741” als Standartwerk über alles, was bis 1741 in unserer Gegend von Mineralien und Bergbau bekannt war, steht auch heute noch im Staatsarchiv Bamberg. Manch Heimatforscher oder Lehramtskandidat hat daraus zitiert. Aber das Werk ist zu umfangreich, viele können auch die alte Schrift nicht mehr lesen und der vorsichtigenNutzung waren schließlich Grenzen gesetzt. So ist es für die weitere Forschung von unschätzbarem Wert, was in den letzten zehn Jahren passierte: Der bibliophile Hofer Unternehmer Dr. Dr. Hans Vießmann ermöglichte es, daß jede Seite fotografiert, retuschiert und verkleinert auf Dünndruckpapier gedruckt 1992 in einem 9 Zentimeter dicken Werk in beschränkter Auflage herausgegeben werden konnte. Wesentliche Vorarbeiten, eine erläuternde Einführung und ein übersichtliches Inhaltsverzeichnis verdanken wir Herrn Studiendirektor Mulzer in Hof. Ebenfalls vom gleichen Mäzen gesponsert und in gleichen Format wurde 1994 eine Übertagung dieses Werkes in Druckschrift und mit vorausgehenden 200 Seiten Erleuterungen, Orts-, Namens- und Bergwerksverzeichnissen herausgebracht. Diese mühevolle Aufarbeitung verdanken wir den Herren Dieter Arzberger und Helmut Heinrich, Selb, sowie Dr. Friedrich Singer, Arzberg. So können spezielle Forschungen viel einfacher bewältigt werden. Im Staatsarchiv Bamberg befinden sich allein über den Bergbau in Oberfranken dreißig! Meter Originalakten! Und manche von Kretschmann erwähnte Stelle findet man im Original wörtlich wieder; an anderer Stelle schreibt er nur einen Satz und die dazugehörige Originalakte ist fünf Zentimeter dick!.
|