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Ein frühzeitlicher Gold-Röstofen auf dem Goldberg bei Goldkronach
Im Zuge der touristischen Erschließung des “Name Gottes-Mittleren Stollens†durch die Gemeinde Goldkronach wurde im Herbst 1993 südwestlich des Stollenmundloches die verstürzten Reste eines in die Zeit um 1600 zu datierenden Röstofens zur Aufbereitung goldhaltiger Erze angeschnitten. Daraufhin fand im Frühjahr 1994 eine mehrwöchige Grabung des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege statt.
Der im Tal der Kronach gelegene Ort verdankt seinen Namen und die Erhebung zur Stadt durch die Burggrafen von Nürnberg seinen Goldreichtum. Mindestens seit dem 14. Jahrhundert wurde das in dünnen Quarzgängen eingelagerte Edelmetall gewonnen. Anfangs siebte man vermutlich das aus dem Berg gewachsene Gold, das sogenannte Flußgold, aus den Bachsedimenten der Umgebung. Seit 1323 ist ein bergmännischer Abbau der Goldquarzgänge auf dem östlich der Stadt gelegenen Goldberg nachgewiesen. Ãœber zahlreiche Stollen und Schachtsysteme förderte man das im Ganggestein eingelagerte Gold zutage. Die meisten Stollen und Schächte wurden vom Landesherren und dem Adel angelegt und unterhalten. Nur wenige Stollensysteme, wie beispielsweise der “Name Gottes-Stollenâ€, durften von der ortsansässigen Bevölkerung eigenständig betrieben und ausgebeutet werden. Neben Gold löste man Silber und im späterer Zeit auch Antimon, das der Herstellung von Lettern für Druckstöcke diente, aus dem stark arsen- und schwefelhaltigen Ganggestein. Spätestens ab dem 17. Jahrhundert nahm die Bedeutung des Gold- und Silberbergbaus stetig ab.Bereits 1530 wurden die alten Halden nochmals durchgearbeitet und auf ihren Edelmetallgehalt hin untersucht. Mit Hilfe der Amalgamation wollte man überdies ab 1638 auch den Feingoldgehalt gewinnen. Versuche im späten 18. Jahrhundert, den Bergbau    erneut zu beleben, scheiterten an der geringen Ergiebigkeit der noch unausgebeuteten Gangsysteme. Frühere Goldgehalte von über 200 g pro Tonne Ganggestein konnten nun bei weitem nicht mehr gefunden werden.
Bei den vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege durchgeführten Grabungen wurde etwa 20 m südwestlich des Stollenmundloches, imleicht nach Süden abfallendem Hangbereich, unter eine nahezu kreisrunde Steinsetzung aus Diabas-, Gneis- und Tonschieferbrocken freigelegt. (Abb. 121 oben). Der auf den anstehenden Schotter aufgesetzte, ungefähr 50 cm hohe Steinkranz besaß einen Durchmesser von etwa 3m. Sein Inneres war mit Lehm, Schotter und Steinbrocken verfüllt. Nach oben schloß eine aus stark verglühten Lehmziegeln gefügte, ebene Ofenplatte, auf der sich zahlreich eigebrannte Schlackenspritzer fanden, die Verfüllung ab. Über dieser Ofenplatte lagen die geringen Reste des Versurzes einer mit Lehm verstrichenen Kuppel aus verkohlten Steinbrocken und Lehmziegelfragmenten. Im Südosten der Steinsetzung grenzte eine nahezu rechteckige, etwa 10 cm in den anstehenden Schotter eingetiefte Grube an. Sie enthielt eine <Verfüllung aus Holzkohle und einigen kleinen Schlackenklumpen, die nach metallurgischen Untersuchungen einen hohen Arsen-, aber nur einen geringen Goldgehalt aufwiesen. Im Süden war eine mit Holzkohle durchsetzte Lehmschicht, die wohl als Aritsplattform diente, und eine darunterliegende mächtige Tonschieferpackung an die Steinsetzung anplaniert. Bon dieser Seite erfolgte vermutlich die Beschickung des einen Backofen ähnlichen, mit einer Kuppel überwölbten Ofens mit Holz und den zerkleinerten goldführenden Erzen. Durch das sogenannte Rösten des Edelmetallhaltigen Kieses im Holzfeuer wurden die Erze einerseits weich und mürbe gemacht. Andererseits verbrannte das Feuer die fetten Bestandteile des Erzes, wie Schwefel und Bitumen, durch welche die Metalle beim Schmelzvorgang zum Teil in die Schlacke geführt wurden. Bei der Grabung fanden sich nur noch geringe Reste des Ofenaufbaus und wenige edelmetallarme Schlacken. Es ist einher anzunehmen, daß man die Ofenplatte und Lehmkuppel, nachden der Ofen aufgegeben worden war, systematisch abgebaut hat, um die in den anhaftenden Schlacken und Erzresten enthaltenen Edelmetalle ausbeuten zu können. Da vermutlich an Ort und Stelle mehrfach gepochten, gerösteten und ausgelesenen Erze wurden zur weiteren Verarbeitung ins Tal geschafft, dort in Goldmühlen weiter zerkleinert und die Edelmetalle durch Waschen und Schmelzen herausgelöst. Der Name des nördlich von Goldkronach gelegenen Ortsteil Goldmühl belegt dies eindeutig. Der Arbeitsablauf und die in der frühen Neuzeit üblichen technischen Einrichtungen der Goldgewinnung werden besonders ausführlich von G. Agricola in seinen 1556 herausgegebenen Büchern zum Berg- und Hüttenwesen dargestellt. Ein von ihm abgebilderter Röstofen (Abb. 122) ähnelt dem bei Goldkronach untersuchten Befund sehr stark. Aufgrund der geringen Größe des Goldkronacher Ofens ist zu vermuten, daß man hierin nur kleine Mengen Erz für den Probiervorgang geröstet hat. Mit Hilfe verschiedener Probierverfahren wurden die auszubeutenden Quarzgänge auf ihre Zusammensetzung und Edelmetallhaltigkeit hin untersucht.
Etwa 4m südlich des Ofens fand sichim westlichen Bereichder den Hang hinabgeschütteten, planierten und verdichtenden Abraumhalde des “Name Gottes Stollens†ein Nordwest-Südost ausgerichtetes,zweiteiliges Trockenmauerfundament aus Diabasquadern (Abb. 121). Südlich war der rechteckige Sockel eines aus Schüsselkacheln gefügten Ofens angesetzt. Vermutlich im späten 16. und 17. Jahrhunsert über den Fundamentmauern ein Fachwerkgebäude, das von den im benachbarten Stollen arbeitenden Bergleuten als Zechenhaus oder “Kaueâ€, also als beheizbare Versammlungs- und Speisestube sowie als Werkzeuglager genutzt wurde. Die Sreinsetzung des Probierofens wird gesichert und der Bevölkerung zugänglich gemacht. Der Ofen soll in den gesamten Bergbaurevier führenden Humboldt-Weg integriert werden
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