Autor: Dr. rer. nat. Th.Reinl 95460 Bad Berneck
Goldkronach mit Umland -erdgeschichtliche Vielfalt
auf engstem Raum
Im weltweiten Vergleich zeigt kaum ein Ort mehr geologische Kontraste und Unterschiedlichkeiten. Höchst ungewöhnlich ist dabei die Tatsache, das beide Gegebenheiten mit größter geologischer Nachvollziehbarkeit und damit Anschaulichkeit vor-liegen.
Kontrastreich ist vor allem die Oberflächengestaltung: Während die östlichen Ortsteile Sickenreuth und Brandholz bereits tief im Erdaltertum des Fichtelgebirges liegt ( Paläozoikum ), befinden sich die westlichen Ortsteile Dressendorf und Kottersreuth im flach gewellten Erdmittelalter des obermainischen Bruchschollenmosaiks ( Mesozoikum ). Goldkronach selbst ist exakt auf dem trennenden Riß in der Erdkruste gegründet ” der sogenannten Fränkischen Linie, eine nordwest-südöstlich verlaufende Störung von europäischer Bedeutung.
Die Unterschiedlichkeiten ergeben sich in gesteinskundlicher Hinsicht und sind ein Ergebnis der Lage Goldkronachs am Rande eines granitischen Mittelgebirges. Die langanhaltende Hebung der Krustenteile entlang der Fränkischen Linie führte dabei
zur Freistellung und Sichtbarwerdung der älteren Fichtelgebirgs-Gesteine. Begleitende Parallelrisse bedingten ein Nebeneinander der jüngeren Schichten im Vorland. Beides wird ergänzt durch vulkanische Intrusionen, deren Aufstieg durch die Gesteinszerrüttung entlang der Fränkischen Linie begünstigt wurde.
Im Einzelnen können folgende Bildungsphasen skizziert werden:
Die Entstehungsgeschichte des heutigen Mittelgebirges begann als Faltenwurf mit entsprechenden Umwandlungvorgängen ehemaliger Meeresablagerungen ( Metamorphose ). Als Beispiel hierfür können die altpaläozoischen Phyllite und Schiefer oberhalb von Nemmersdorf aufgeführt werden. Eine exemplarisch entwickelte Falte ist am Bad Bernecker Königstuhl sichtbar.
Während der Initialphase dieser sogenannten variskischen Gebirgsbildung ist vulkanischer Diabas aufgestiegen, der heute die Höhen östlich von Sickenreuth bildet.
Kiss enformen innerhalb des Gesteinskörpers verdeutlichen den untermeerischen Ursprung der Lavaförderung. In diesen Komplex ist mehrphasig granitische Schmelze eingedrungen, die für die Absonderung der bekannten Gold- und Silber-erze im Goldberg verantwortlich ist. Eine rasche Abtragung, bedingt durch wüstenhaft-tropische Vorzeitklimate, ebnet das frühere Hochgebirge zu einem sogenannten Rumpfgebirge ein. Die korrespondie-renden Gesteinsablagerungen werden heute in Form von eisenhaltigem Schutt dargestellt, der die charakteristische Rotfärbung der Böden um Nemmersdorf hervorruft (“Rotliegendes”).
Die Abtragung bzw. Einrumpfung des variskischen Gebirgssystems bis zur Höhe des Meeresspiegels ermöglichte die Ablagerung jüngerer Sedimentgesteine, die sich chronologisch auf dem Gebirgssockel anordnen. Infolge einer tektonischen Schutzlage sind diese nicht eineplexe unterschieden werden:
- Unterschiedlich gefärbte Sandsteine als überbleibsel einer wüstenhaften Dünenlandschaft aus der Buntsandstein-Zeit. Diese sind im benachbarten Steinachtal zugänglich.
- Kalksteine und Salze als Relikte einer heißen Meeresbucht aus der Zeit des Muschelkalks. Diese bilden den Untergrund im westlichen Ortskern von Goldkronach.
- Ton- und Sandsteine einer tropischen Fluß-Deltalandschaft der Keuper-Zeit.Diese Flächen liegen westlich von Goldkronach und bilden heute eine landwirtschaftlich genutzte Zone.
Inzwischen wieder abgetragen, gibt es Hinweise für die frühere Existenz der gesamten Jura-Formation zumindest am Rande des Fichtelgebirges. Während der folgenden Tertiär-Zeit entstehen die Alpen. Dieser weltumspannende Vorgang erfaßt auch das Goldkronacher Land und führt zu unterschiedlichen Riß-Bildungen in der Erdkruste bzw. zur Aktivierung der Fränkischen Linie. Entlang jener Störungslinien kommt es zur uneinheitlichen Hebung verschiedener Krustenteile. Die zentralen Partien im Fichtelgebirge werden stärker angehoben als die randlichen, die durch Verschleppung lokal auch eine Schrägstellung erfahren. Die Brüchigkeit der Erdkruste wird weiterhin vom oberpfälzer Basalt-Vulkanismus dokumentiert.
Schließlich entwickeln sich vier Eiszeiten, die durch Talbildung erst den Gebirgscharakter herausmodellieren. Frost- und Schmelzwasser rufen eine sehr effektive Erosion hervor, die zur Freilegung der Erzadern führte und damit auch zur Abla-gerung von Flußagerstätten, sogenannten Seifen. So wurden die ersten Erzfunde im Brandholzer Zoppaten-Tal und in der Kronach, beides Seiten-Arme des Weißen Mains. Das Goldkronacher Land umfaßt damit eine Entwicklungsgeschichte von ca. 500 Millionen Jahre. Im Lichte der Kontinentaldrift ist sogar anzunehmen, daß sich die Mehrheit der Bildungsphasen auf der südlichen Halbkugel vollzogen haben. Damit können auch zwanglos die zahlreichen, wesentlich effektiveren klimatischen Abtragungsphasen der Vorzeit erklärt werden, die für das Verständnis des gegenwärtigen Landschaftsbilds unabdingbar erschr späteren Abtragung zum Opfer gefallen und bauen somit das westliche Fichtelgebirgsvorland auf. Im Einzelnen können folgende Schicht-komeinen.
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